Übersicht Reiseberichte
Ausgangsbetrachtung
Mae Cham Fluss im Ob Luang Nationalpark
In den Nationalparks Westthailands
Thailand/Ko Lanta 27.10.2013
Wachirathan Wasserfall im Doi-Inthanon Nationalpark
Nach der unangenehmen Geschichte mit Mr. Wat und seinem defekten Auto ging es ab sofort wieder bergauf. Wie ausgemacht trafen Saran und sein Bruder, den er mitgenommen hatte, in der Früh des 15. September in meinem Resort ein. Sie hatten einen langen Anfahrtsweg von Bangkok hinter sich gebracht und bereits ganz in der Nähe genächtigt. Wir begrüßten uns herzlich. Auch ich hatte in meinem ruhigen Resort gut geschlafen. Hinter meinem Zimmer gab es eine Rinderweide. Es war ziemlich idyllisch. Alle waren wieder frisch und munter, und die Reise konnte weitergehen. Nach dem Frühstück und einer kurzen Lagebesprechung brachen wir in den nahen Doi-Inthanon Nationalpark auf. Der Doi Inthanon ist mit einer Höhe von 2565 Metern Thailands höchster Berg und liegt nur knapp sechzig Kilometer von Chiang Mai entfernt. Im Park gibt es verschiedene Lebensräume für zahllose große und kleine Säugetiere wie Bengalkatzen, Pangoline und Gleithörnchen. An die vierhundert Vogelarten sind beheimatet, viele davon aus Nordasien wie der Nepal-Haubenadler. Die Stämme der Karen und Hmong haben Siedlungen im Park.
Erntedank-Altar des Pakayor Stammes
Als erstes besuchten wir den relativ großen Wachirathan Wasserfall. Die Wassermassen stürzen etwa vierzig Meter in die Tiefe, bevor sie zwischen großen Felssteinen ruhiger weiterfließen können. Durch die Wucht des Aufpralls entsteht eine Sprühnebelschicht in der Umgebung, die vom Wind noch weiter getragen wird und das Fotografieren ziemlich schwierig macht. Einige Besucher hatten auch Schirme dabei. Vor dem Wasserfall gibt es einen großen Parkplatz und am Weg hinauf eine schöne Grünanlage. Im Dorf Ban Mae Klang Luang werden einfache Holzbungalows für naturnahes Wohnen angeboten. Sie stehen direkt neben wunderschönen Reisfeldern. Die Bungalows sahen von außen zwar ganz nett aus, aber einige Umweltfragen schienen mir nicht ausreichend geklärt. Für die Abwässer gab es beispielsweise keine wirkliche Lösung. Doch es war ein Anfang und vielleicht gelingt es eines Tages, die entscheidenden Fortschritte zu machen. In einer kleinen Holzhütte wurde Kaffee zur Verkostung angeboten. Die Kaffeepflanzen standen gleich daneben. In anderen Holzhäusern waren kleine Handwerksbetriebe untergebracht,
Erinnerungsschrein für König Inthanon am höchsten Punkt Thailands
wo Frauen arbeiteten. Wir schritten weiter und kamen zu einer Gruppe von Menschen, die dem Pakayor-Stamm angehörten und gerade ihr Erntedankfest feierten. Sie hatten im Feld einen kleinen Altar aus Bambusstäben errichtet und genossen am Boden sitzend ihr Festmahl. Ich wurde herzlich eingeladen, lehnte aber dankend ab. Später stellte sich heraus, dass dieses Dorf eine eigene Internetseite für seine Projekte betrieb. Das war ganz schön fortschrittlich.

Anschließend fuhren wir auf die Passhöhe. Es war weit weniger spektakulär als ich es mir vorgestellt hatte. Da es ein wenig regnete und überall Nebel lag, war nicht wirklich viel zu sehen. Am Gipfel stand ein Schild mit dem Hinweis, dass man sich hier am höchsten Punkt in Thailand aufhalten würde. Wenige Meter weiter oben steht der Erinnerungsschrein für König Inthanon, den siebenten König von Chiang Mai, der zwischen den Jahren 1870 und 1897 regiert hatte. Seine Tochter, die Gemahlin von König Chulalongkorn, erfüllte ihres Vaters letzten Wunsch
Markt der Hmong im Doi-Inthanon Nationalpark
und bestattete die Asche an dieser Stelle. Die Temperatur am Gipfel betrug etwa fünfzehn Grad Celsius. Während wir ins Tal fuhren, begann es stärker zu regnen, sodass ich die große Tempelanlage unterhalb des Gipfels nicht besichtigen konnte. Stattdessen hielten wir bei einem schönen Markt der Hmong. Sie boten allerlei Feinkost auf Früchtebasis an, die wirklich gut schmeckte. Die Hmong sind Wanderbauern, deren Wirtschaftsweise zu einem Rückgang der Waldflächen geführt hat. Durch Aufforstungen wird der Verlust abgefedert. Weiter unten hörte der Regen auf und wir rasteten nicht weit vom Mae Klang Wasserfall entfernt bei einem guten Mittagessen. Danach gingen Saran und ich den Fluss aufwärts zum Wasserfall. Er war ein wenig kleiner als der Wachirathan Fall am Morgen, aber dennoch imposant. Die Naturkräfte der Wassermassen schienen nahezu grenzenlos. Das Wasser schoss ungezügelt an riesigen Felsblöcken vorbei, ehe es sich im Flussbett ein wenig beruhigte.

Neongrüne Schlange vor dem Wat Phra That Si Chom Thong
Eine halbe Stunde später waren wir wieder in Chom Thong und besuchten die Hauptattraktion des geschäftigen Städtchens, den Wat Phra That Si Chom Thong. Der Tempel steht für eine Buddha-Reliquie und ist ein bedeutendes Pilgerziel. Der schöne vergoldete Chedi aus dem Jahr 1451 weist birmanische Stilelemente auf, so wie auch der mit Schnitzereien verzierte Bot. Als wir die Anlage verließen, sahen wir eine neongrüne schlanke ca. ein Meter lange Schlange auf einem Blumenstrauch stehen. Sie war im Blattwerk perfekt getarnt und das Bild wirkte wie eine Fotomontage.

Nach zwei Tagen im ruhigen Resort in Chom Thong hieß es Abschied nehmen. Meine Reise setzte sich von diesem Zeitpunkt an kontinuierlich in den Süden fort. Von der breiten Ausfahrtsstraße aus war an einer bewaldeten Hügelflanke der Wat Mok Kana mit seinem riesigen Liegenden Goldenen Buddha zu erkennen. Wir machten einen kurzen Abstecher hinauf, der sich lohnte. Auf dem gesamten Hangareal stehen unzählige meist größere Figuren aus den unterschiedlichsten Bereichen.
Wat Mok Kana nahe Chom Thong
Die Auffälligsten davon waren der enorme Liegende und drei weitere goldene Stehende Buddhas. So groß wie die Figuren, so groß waren auch die Bienenwaben, die sich meist auf den Köpfen gebildet hatten. Auf einem eigenen kleinen Plateau steht ein weißer Chedie, dessen Basis mit Elefantenskulpturen gesäumt ist. Auch eine Hindufigur konnte ich erkennen. Von der Ferne sah alles sehr beeindruckend aus, in der Nähe war dann manches wie so oft ein wenig ungepflegt. Der Ausblick ins bewaldete Umland und in die Ebene rechtfertigte den Aufstieg zusätzlich.

Ich erzählte Saran von der Fahrt vorbei am Ob Luang Nationalpark mit Mr. Wat und kurzerhand beschlossen wir, das kurze Stück zum Park nochmals zurück zu fahren. Der kleine Umweg lohnte sich in jedem Fall. Der Park hat seinen Namen von den an der engsten Stelle nur zwei Meter breiten mächtigen Felsklippen. In der Umgebung des Mae Cham Flusses waren von Archäologen für die Region bedeutende Felsmalereien und Bronzewerkzeuge gefunden worden.
Felsklippen im Ob Luang Nationalpark
Das Alter wird auf etwa sieben- bis achttausend Jahre geschätzt. Auf einer Hängebrücke mit einer angegebenen Tragelast von fünfhundert Kilogramm setzen wir an den beeindruckenden Klippen über. Ein teils steiler Pfad über Erdboden und Granitfelsgestein zeigte den Weg. Die Überreste eines ca. zwei Mal knapp einen Meter langen und nicht ganz einen halben Meter tiefen Grabes aus der Bronzezeit waren zu erkennen. Die Fundstücke sind in Chiang Mai ausgestellt. In Richtung eines Aussichtspunktes mussten wir gewaltige Felsblöcke überklettern. Oben auf der höchsten Stelle war ein sehr schöner Rundblick zu genießen. Ein Stück weiter gab es in den Fels gekerbte alte Malereien zu sehen. Für die zusätzliche Aufnahme wichtiger Mineralstoffe war für die Tiere eine Mineral-Leckstelle entstanden. Noch vor einhundert Jahren wurden die großen Baumstämme in einem Pool vor den Stromschnellen gesammelt und während der Regenzeit bei Hochwasser den Mae Cham Fluss hinunter transportiert. Bei der Rückfahrt lag ein monumentaler Felsbrocken von etwa zwei Mal drei Meter am Straßenrand.
Felssturz beim Ob Luang Nationalpark
Er hatte sich vom Hang gelöst und die Leitschiene unter sich zermalmt. Die Straße trug einen vergleichsweise nur leichten „Kratzer“ davon, den ich mir angesichts der Masse des Blocks nicht wirklich erklären konnte. Wir fuhren in Doi Tao ein, der Hauptstadt des kleinsten Distrikts in Thailand. Am Weg zum Doi Tao - Stausee hielten wir bei einem auffälligen Tempel. Er zeigte unter anderem stark verweiblichte Buddha-Monumente und einen großen auf einer fünfköpfigen Naga Sitzenden Goldenen Buddha. Unser Ziel war aber die landschaftlich reizvolle Gegend des Stausees. An diesem Ort sah es sehr steppenhaft aus, die Wasserhöhe war nur sehr niedrig. Ein paar kleine Holzboote lagen am Ufer. Das Bild erinnerte mich an den Neusiedlersee in Österreich. Die Abendsonne legte sich warm über die entfernten Bergrücken. Ein sehr schöner Platz zum Träumen, wenn da nicht die laute unangenehme Karaoke-Anlage in den schwimmenden Häusern gewesen wäre. Ein Stück weiter in Li fanden wir einen schönen Bungalow für mich und verbrachten die Nacht.

Tempelanlage Phra Baht Huay Tom südlich von Li
Etwa zehn Kilometer südlich von Li steht die imposante Tempelanlage Phra Baht Huay Tom. Diese Sehenswürdigkeit war in keiner meiner Karten verzeichnet und auch im Reiseführer nicht zu finden. Umso begeisterter war ich, dass wir vorbei gekommen waren. Eine hunderte Meter lange schmale Allee gesäumt von Säulen mit goldenen Stieren auf der oberen Säulenplattform führt zur Pagode. Die Sonne brannte am frühen Vormittag schon gnadenlos vom Himmel. Es gab wenig Schatten und daher entwickelte sich der Besuch zum Hitzemarathon. Das zentrale Element der Stätte ist der hohe schon von der Ferne auffallende goldene Chedi. Er steht exakt in der Fortführung der zu ihm führenden Allee und ist von einer äußeren und einer inneren Mauer umgeben. Auf seinem Sockel befinden sich zahllose kleinere Chedis und goldene Schirme. Die innere Mauer trägt auf den Pfeilern goldene Lotosblüten. Durch ein Tor gelangte man in den Innenbereich. Ein paar junge Mönche läuteten die Glockenreihen durch.

Bhumipol Staudamm
Die Fahrt ging über schöne alleeartige Straßen weiter in den Süden Richtung Kamphaeng Phet. Vorerst bogen wir noch zum riesigen Bhumipol Staudamm ab. Der im Mai des Jahres 1964 nach elfjähriger Bauzeit fertig gestellte Damm ist laut einem Informationsschild vor Ort der größte Staudamm Südostasiens. Die Mauerhöhe beträgt 154 Meter, doch der Wasserstand zur Zeit unseres Besuchs lag vierzig Meter unter demjenigen des Hochwasserjahres 2011. Während der Bauphase mussten auch einige flussabwärts des Ping-Rivers liegende Orte, unter anderem Hot, an dem wir vorbei gefahren waren, vor der Flutung verlegt werden. Noch heute sind einige Chedis des alten Hot am Ufer zu sehen. Der Staudamm trägt in der Zwischenzeit einen bedeutenden Anteil zur Elektrizitätsversorgung Thailands bei, doch gibt es manchmal Probleme mit zu geringer Wasserführung. Als Touristenattraktion werden Bootsfahrten angeboten, für die aber keine Zeit übrig blieb.

Am späten Nachmittag fuhren wir in Kamphaeng Phet ein und
Wat Chang Rop im Kamphaeng Phet Historical Park
steuerten sogleich den Historical Park an. Dieser ist seit dem Jahr 1991 gemeinsam mit Sukhothai und Si Satchanalai UNESCO-Welterbe. Kamphaeng Phet war wie Si Satchanalai eine Satellitenstadt des Königreiches von Sukhothai und von dessen mächtigen Regenten abhängig. Es waren von außen alte Wassergräben und Mauern sowie gepflegte historische Stätten mit tollen alten Bäumen zu sehen. Den eigentlichen Besuch behielten wir uns aber für den nächsten Morgen vor. Bei der Rückfahrt ins Zentrum besichtigte ich noch kurz den alten Stadtschrein, dessen Ursprung im 14. Jahrhundert vermutet wird.

Der Kamphaeng Phet Geschichtspark umfasst die Alte Stadt und einige äußere Stätten. Das weitläufige Areal ist gepflegt und gut beschildert. Die meisten Monumente stammen aus der Zeit zwischen dem 15. und 16. Jahrhundert. Ich startete meinen Rundgang beim Wat Phra Non. Sein zentraler rechteckiger Wihan, die Versammlungshalle, hat vorne und hinten Anbauten. Der Chedi
"Straßensperre" im Mae Wong Nationalpark
dahinter wurde von König Chulalongkorn für seine schöne Form gelobt. Der Wat Pa Mued steht an einer ruhigen Stelle der Stadt und ist gänzlich von Laterit-Mauern umgeben. Nach dem Wat Nak Jet Sein gelangte ich zum eindrucksvollsten aller Tempel, dem Wat Chang Rop. Er steht am höchsten Punkt und setzt sich im Wesentlichen aus der Ruine seines 31 Meter breiten an der Basis quadratisch angelegten und von 68 Elefanten aus Laterit umgebenen Chedis zusammen. An allen vier Seiten gibt es steile Stufen, die von Löwen und Wächtern geschützt werden. Der achteckige Chedi selbst ist größtenteils in Trümmern und kaum erhalten. Ich kletterte den steilen Aufgang empor und verschaffte mir von oben einen Überblick über die ehemals imposante Anlage. Die Rekonstruktionszeichnungen auf den Informationstafeln gaben mir ein Bild über die ehemaligen Ausmaße der Wats. Der Chedi des Wat Singh ist in den Nischen aller vier Richtungen mit Buddha-Figuren dekoriert. Ein großer gut angelegter Tempel ist der Wat Phra Si Ariyabot, den ich zum Abschluss der inneren Stätten besichtigte. Die größte historische
Blick in den Mae Wong Nationalpark
Stätte der Stadt ist allerdings der Wat Phra Kaeo, der ein wenig außerhalb liegt.

Nach diesem Ausflug in die Geschichte Thailands brachen wir zum Mae-Wong-Nationalpark auf. Dieser liegt ein Stück südwestlich von Kamphaeng Phet in den Bergen nahe der Grenze zu Myanmar. Vom Einfahrtsschranken bis an die höchste mit dem Auto erreichbare Stelle sind rund 36 Kilometer zurück zu legen. An der Ranger-Station befanden sich Dutzende von ihnen auf einem Hubschrauber-Landeplatz und einer grünen Wiese gerade im körperlichen Training. Ich sah auch Gewehre und andere Waffen auf dem Stützpunkt. Die Waffen waren offenbar nicht nur zum Schutz gegen wilde Tiere, sondern auch gegen die überaus gefährlichen Wilderer notwendig. Die Wilderer erhalten internationale „Aufträge“ zum Beispiel aus China und gehen in Folge mit äußerster Brutalität vor. Angeblich waren am Vortag zwei Ranger von Wilderern getötet worden. Auch ein Wilderer wurde erschossen, ein weiterer verletzt. Es stand die
Gipfel im Mae Wong Nationalpark
Hypothese im Raum, dass die Wilderer dem Bergvolk der Karen angehörten, die traditionell gute Jäger sind. Nach dem Training gingen die Ranger zum Mittagessen. Auch wir nützten die Gelegenheit, um uns vor der Weiterfahrt zu stärken. Auf einer immer enger werdenden schmalen Straße ging es mitten durch den Dschungel. Da lag plötzlich ein nicht kleiner Baum quer über die Straße. Wir gaben uns nicht geschlagen und räumten den Stamm zu dritt mit vereinten Kräften zur Seite. Von zwei herrlichen Aussichtspunkten war es möglich, in die bewaldeten Berghänge und die Täler zu blicken. Das Wetter war labil, aber noch zeigte sich streckenweise die Sonne. Schließlich war der höchste Punkt der Straße auf 1.340 Meter, Chong Yen, erreicht. Dort saßen ein paar gut getarnte Profifotografen mit Monsterobjektiven zur Vogelbeobachtung. Laut Parkverwaltung ist die Anzahl der Vögel und Säugetiere ständig im Wachsen. Ich nahm nach einem ersten Rundblick noch den mühevollen Aufstieg auf den nahen 1.429 Meter hohen Gipfel in Angriff. Saran folgte mir ein wenig später nach. Von der Spitze war der Ausblick großartig,
Wanderung im Ob Luang Nationalpark
doch ich sah in der Ferne schon den heftigen Regen näher kommen. Jetzt hieß es, rasch wieder absteigen und zum Auto kommen. Gerade beim Wagen angekommen, prasselte es so richtig los. Wir mussten nun die 36 Kilometer bis zum Ausgang des Parks wieder zurück fahren.

Das Grenzgebiet ist gespickt mit Nationalparks und wir suchten eine Unterkunft in der Nähe eines weiteren Parks bei Lan Sak. In der Zwischenzeit war es stockfinster geworden und heftiger Monsunregen begleitete uns. Die Suche nach einer Unterkunft gestaltete sich sehr schwierig. Wir folgten einsamen Straßen durch Wälder, wo weit und breit nichts war. Auch für Saran war es nicht einfach, die Orientierung zu behalten. Wir verfuhren uns einige Male. Irgendwie gelang es ihm dann, eine kleine Bungalowanlage ausfindig zu machen. Es schüttete nach wie vor und der Boden war matschig, kein Spaß beim Ausladen. Der Bungalow war schlecht und ich haderte etwas mit dieser Situation. Da passte einfach gar nichts für mich, ich war so richtig sauer.
"Gefahrenschild" im Huai Kha Khaeng Tierreservat
So ging ich bald schlafen, während der Regen unaufhörlich auf das Dach prasselte. Die böse Überraschung kam um fünf Uhr in der Früh. Eine Mönchsmeditation wurde über Lautsprecher übertragen. Da gab es trotz meiner Müdigkeit kein Schlafen mehr. Die Mönche samt ihrer unnötigen Meditation verwünschte ich x-Male. Erinnerungen an die Lautsprecher-Durchsagen in Vietnam wurden wach. Später gestand mir Saran, dass auch er nicht mehr hatte schlafen können. Nur sein Bruder bekam von alldem nichts mit und schlief ungestört weiter.

Kurz vor acht Uhr trafen wir bereits im Huai Kha Khaeng Tierreservat ein. Es gab in der elenden Bungalow-Anlage kein Frühstück und ich war so müde, dass ich froh war, dass der letzte Tag der Rundreise angebrochen war. Das Huai Kha Khaeng und das benachbarte Thung Yai Naresuan Reservat bilden gemeinsam das riesige 6.220 Quadratkilometer große Schutzgebiet. Die beiden Parks wurden gemeinsam von der UNESCO als Welterbe gelistet und stellen eines der bedeutendsten Schutzgebiete
Denkmal für den Pionier thailändischen Naturschutzes Seub Nakhasatien
Südost-Asiens dar. Sie erstrecken sich westlich der Stadt Uthai Thani und in ihnen halten sich die größten Herden noch in Freiheit lebender Elefanten Thailands auf, sowie einige andere gefährdete Großtierarten, darunter Tiger und Leoparden. Man kann in diesem Reservat auch den gewaltig anmutenden Gaur – ein wild lebendes Rind – wilde Büffel und seltene Gibbon-Arten sehen, wenn man Glück hat. Am Eingang trafen wir auf ein paar Pilzsammler mit vollen Körben. Sie hatten ihre Arbeit bereits erledigt. Innerhalb des Schutzgebiets gelten äußerst strenge Regeln. So gibt es keine asphaltierten Straßen und Gruppen brauchen eine Sondererlaubnis, um den Naturlehrpfad begehen zu können. Alle paar hundert Meter stehen Warnschilder von Elefanten, Tigern und Leoparden. In einem kleinen Besucherzentrum wurde die dramatische Lebensgeschichte des Parkgründers und Pioniers thailändischer Schutzzonen Seub Nakhasatien dargestellt. Seub Nakhasatien startete im Jahr 1975 seine Laufbahn als Regierungsbeamter im Königlichen Forstamt. Infolge ausgezeichneter Zeugnisse konnte er sich eine Stelle in der Abteilung für
Frischer Fußabdruck eines Elefanten im Huai Kha Khaeng Tierreservat
Wildtier-Reservate aussuchen und erhielt später ein Stipendium für die Universität in London. Von dort zurück übernahm er weitere Führungsaufgaben und begann, sich seiner wahren Leidenschaft, dem Naturschutz, zu verschreiben. Mit viel persönlichem Einsatz und wissenschaftlichem Hintergrund versuchte er, das heutige Gebiet des Huai Kha Khaeng Reservats vor ungezügelter Ausbeutung durch die Holzindustrie und durch Wilderer und ihre Hintermänner zu schützen. Ein damals aussichtsloser Kampf gegen eine mächtige Lobby, die eigene Regierung und kommunale Politiker in Thailand. Viele seiner Ranger wurden von Wilderern erschossen, ohne dass er wirklich eine Handhabe dagegen hatte. In seiner größten Verzweiflung und scheinbaren Ausweglosigkeit seiner Situation nahm sich der Pionier am 1. September 1990 das Leben, nicht ohne vorher noch sein Projekt bei der UNESCO eingereicht zu haben. Am 9. Dezember 1991 wurden die beiden Reservate als erste Stätte in Thailand zum UNESCO Welterbe erklärt. Ich war so fasziniert von dieser Geschichte, dass ich einen Schritt vor in den Rasen trat. Doch der Rasen war gar kein Rasen, sondern ein mit Wasser gefülltes Becken
Karsthöhlen und Palmen in Uthai Thani-Huppatat
zugedeckt mit rasengrünen schwimmenden Pflanzen. Ich fiel in das Becken, die Kamera in der Hand und voll bekleidet. Diese Geschichte hätte böse ausgehen können, doch ich hatte Glück. Das Wasser war nur knietief und ich konnte mich noch fangen. Mir und der Kamera passierte weiter nichts, außer dass Schuhe und Socken nass waren. Ab diesem Zeitpunkt hieß es, durchhalten und mit nassem Schuhwerk weiter marschieren. Auf einer Wiese neben dem Haus, in dem Seub Nakhasatien gelebt und gearbeitet hatte, graste eine Herde Rotwild ohne Scheu. Wir konnten uns mühelos für Fotoaufnahmen annähern. Der Park war gut geeignet, um Tiere zu beobachten. Wir folgten einem Schild mit Hinweis auf einen Aussichtspunkt. Der Forstweg war durch den Regen der letzten Nacht aufgeweicht und überall rann Wasser. Aussichtspunkt war keiner zu finden, dafür riesige Abdrücke eines Elefantenfußes. Es konnte noch nicht so lange her sein, dass der Elefant hier vorüber gezogen war. Er hatte zudem auch einige kleine Bäume arg in Mitleidenschaft gezogen.

Aufgang zu den Höhlen in Uthai Thani-Huppatat
Es war der 19. September und gleichzeitig auch der 19. Tag ununterbrochenen Reisens. Das hatte bei mir Spuren hinterlassen und ich war hundemüde. Ab diesem Zeitpunkt sollte es nur mehr Richtung Bangkok ins Eastin Hotel gehen. Auf die Annehmlichkeiten des Hotels freute ich mich besonders nach all diesen Anstrengungen. Doch eine kleine Überraschung hatte Saran für mich noch aufbehalten. Wir blieben in Uthai Thani-Huppatat, einer fast unmöglichen Kombination von Karsthöhlen und Palmen, stehen. Schon von weitem sah ich die hohen Kalksteinformationen. Ein Felsaufgang führte durch eine erste Höhle. Am Ende der Höhle ging es wieder ein Stück bergab, bis man auf eine ebene Fläche gelangte, wo Felsgestein, urwaldähnliche Zustände und Palmen aufeinander trafen. Die Ebene war von hohen Felsen umgeben und am Boden stand zentimetertief das Wasser. Ein befestigter Weg führte durch den Dschungel und durch weitere offene Höhlen. Das Besondere war jedoch, dass sich an diesem Ort Palmen halten konnten. Das Ganze sah tatsächlich sehr ungewöhnlich aus.
Nach diesem kleinen „Abschiedsgeschenk“ von Saran ging es direkt nach Bangkok. In Bangkok herrschte gerade Rush Hour, während wir einfuhren, und es dauerte noch eine ganze Stunde bis ich vor dem Hotel aussteigen konnte. Damit endete meine bisher längste Rundreise nach exakt neunzehn Tagen und rund 4.000 zurückgelegten Kilometern. Etwa 1.800 Kilometer war ich mit Saran unterwegs, den Rest mit Mr. Wat, der wie ich erfuhr, sein Auto angeblich in Chiang Mai reparieren ließ.
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